HANDLUNGSFELD GEBÄUDE UND STADT

Gemeinden und Städte stehen vor großen Herausforderungen und haben gleichzeitig das Potenzial, den Klimaschutz aktiv voranzutreiben. Um zukunftsfähig zu sein, müssen sie Maßnahmen zur Klimawandelanpassung lokal umsetzen und nachhaltige Entwicklungen fördern. Maßnahmen für die Umsetzung einer kosteneffizienten und handhabbaren Wärmewende und zur Schaffung energieeffizienter und klimaangepasster Gebäude stärken den Klimaschutz. Auch das Monitoring des Gebäudebestandes und Informationsoffensiven zählen zu den Maßnahmen.

 

Zu den konkreten Maßnahmen, die im Sektor „Gebäude und Stadt“ umgesetzt werden sollen, zählen:

Kommunale Wärmeplanung einführen und nutzen

Die Wärmeversorgung muss sich bis zur Klimaneutralität 2045 grundlegend ändern. Es braucht Veränderungsprozesse in nie gesehener Geschwindigkeit. Dabei soll die Wärmewende kosteneffizient und handhabbar sein. Hierzu sind die energetische Gebäudesanierung, ein zunehmender Einsatz von Wärmepumpen und der Ausbau und die Dekarbonisierung von Wärmenetzen miteinander zu verzahnen. Die kommunale Wärmeplanung ist ein Hilfsinstrument, das bei der Realisierung dieser genannten Ziele einen wichtigen Beitrag leisten kann. Gegenstand dieser Maßnahme ist die hessenweite Einführung der kommunalen Wärmeplanung.

 

Wärmewende mit erneuerbaren Energien und Abwärme

Ziel dieser Maßnahmen ist es, einen deutlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Wärmebereichs zu leisten. Der Einsatz erneuerbarer Energien muss erhöht werden, unvermeidbare Abwärmequellen müssen für das Heizen und Kühlen genutzt werden können. Die Maßnahme trägt mit verschiedenen Instrumenten und Ansätzen (Ordnungsrecht, Planung, Information und Beratung, Förderung) zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Wärme und Abwärme im Gebäudesektor bei. Dabei werden sowohl dezentrale Heizungen als auch Wärmenetze adressiert.

 

Anzahl energieeffizienter und klimaangepasster Gebäude steigern

Hessische Gebäude müssen energieeffizienter und klimaresilienter werden. Das heißt, dass insbesondere in Bestandsgebäuden Investitionen getätigt werden müssen, die den Kühl-und Heizenergiebedarf reduzieren. Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer sowie Nutzerinnen und Nutzer werden bereits durch viele verschiedene Instrumente auf Bundesebene dazu motiviert, in Effizienzmaßnahmen der Gebäudehülle zu investieren. Das Land Hessen möchte das Angebot um weitere wichtige Säulen ergänzen, wie zum Beispiel die Förderung von Investitionen sowie die zielgruppenspezifische und umfassende Information und Beratung.

 

Verankerung von Klimaschutz- und Klimawandelanpassungszielen in der Städtebauförderung

Die bestehende Maßnahme des Integrierten Klimaschutzplans 2025 „Verankerung von Klimaschutz-und Klimawandelanpassungszielen in der Städtebauförderung“ wird fortgeschrieben und erhält zukünftig das neue Klimakontingent. Klimawandelanpassung und Klimaschutz werden als Bausteine bei der Fortschreibung der Richtlinie des Landes Hessen zur Förderung der nachhaltigen Stadtentwicklung (RiLiSE) intensiver berücksichtigt.

 

Holzbauoffensive Hessen

Der Gebäudesektor spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Energiewende. Den Bausektor nachhaltiger zu gestalten, ist essenziell, um die Klimaschutzziele erreichen zu können. Ein ausgeglichener Umgang mit Ressourcen und die Verwertung ökologischer und nachwachsender Rohstoffe ist dafür notwendig. Das Bauen mit Holz bietet hier viele Vorteile. Mit der Maßnahme „Holzbauoffensive Hessen“ werden verschiedene Instrumente genutzt, um das Bauen mit Holz zu erleichtern und zu fördern.

 

Monitoring des Gebäudebestandes in Hessen

Durch eine Verstetigung der empirischen Datenerhebungen wird der energetische Zustand des hessischen Gebäudebestandes erfasst. Ziel ist es, künftig regelmäßig Aussagen zur Entwicklung der Modernisierungsrate treffen zu können, im Sinne der Weiterentwicklung der Energieeffizienzstrategie im Wohngebäudebereich.

 

Beratungsoffensive „Energetische Sanierung von Altbauten und denkmalgeschützten Gebäuden“

Die Senkung des Energiebedarfs im Gebäudebereich stellt eine der dringlichsten Herausforderungen für den Erfolg der Energiewende und die Einhaltung der Klimaschutzziele in Deutschland und in Hessen dar. Als Beitrag zur Senkung des Heizenergiebedarfs im Wohngebäudebereich adressiert der Klimaplan mit der Maßnahme „Beratungsoffensive ‚Energetische Sanierung von Altbauten und denkmalgeschützten Gebäuden‘“ die Steigerung der energetischen Sanierungsquote von Alt-und denkmalgeschützten Bauten.

 

Informationsoffensive „Komfortabel, aber sparsam heizen“

Mit der Informationsoffensive „Komfortabel, aber sparsam heizen“ informiert die LandesEnergieAgentur (LEA) die hessischen Bürgerinnen und Bürger, wie diese ihre Verbräuche und Heizkosten reduzieren, gleichzeitig die Behaglichkeit erhöhen und einen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen leisten können.

 

Beseitigung des Vollzugsdefizits bei der Energieeinsparverordnung

Das Gebäudeenergiegesetz des Bundes ist am 1. November 2020 in Kraft getreten. Verbesserungen des Vollzugs werden erwartet, z. B. in Form einer Erfüllungserklärung, die bei fertiggestellten Gebäuden den zuständigen Behörden vorzulegen ist. Im Rahmen dieser Maßnahme stehen noch weitere Schritte zur Beseitigung des Vollzugsdefizits aus.

 

Wassersensible Stadtentwicklung im Klimawandel stärken

Ziel der Maßnahme ist, den Wasserhaushalt im städtischen, stark bebauten Raum wieder stärker einem natürlichen Wasserhaushalt anzunähern. Entscheidend hierfür sind dezentrale Lösungen zur Versickerung, Verdunstung, Nutzung sowie zur Speicherung und gedrosselten Ableitung von Regenwasser. Regenwasser muss verstärkt versickert, zurückgehalten, gesammelt und gespeichert werden, um so für die Grundwasserneubildung, Vegetation und die Verdunstung (und damit auch die Kühlung) verfügbar zu sein. Die Maßnahme beinhaltet die Umsetzung des Leitfadens „Wassersensible Stadtentwicklung“ und die Steigerung der Resilienz der Kommunen gegenüber Starkregen. Hierfür werden Beratungen und finanzielle Unterstützung bereitgestellt.

 

Stadt-Umland-Entwicklung im Klimawandel stärken

Die Maßnahme zielt darauf ab, Klimaschutz und Klimawandelanpassung in der räumlichen Gesamtplanung stärker zu verankern und hierzu konkrete Hilfestellungen zu liefern. Dabei sind neben der Entwicklung einer Vision zu einer integrativen Betrachtung von Klimaschutz, Klimawandelanpassung und nachhaltigen Ressourcenkreisläufen in der räumlichen Planung auch Anpassungsbedarfe auf Gesetzes-und Verordnungsebene, in Richtlinien, Normen, in der Förderung sowie in Leitfäden als Planungs- und Entscheidungshilfe zu prüfen. Es werden nachhaltige Stadt-Umland-Kooperationen unterstützt sowie Demonstrations- beziehungsweise Leuchtturmprojekte umgesetzt, deren Erfolge sich anhand von Wirksamkeitskontrollen messen lassen.

 

Erhalt historischer Gärten und Parks

Durch die veränderten Wetterverhältnisse, wie vermehrte Trockenheit, höhere Aufkommen von Starkregenereignissen, Stürmen und Böen, entstehen besondere Herausforderungen für die Pflege in historischen Gärten und Parks. Die Maßnahme adressiert das Thema Baumpflege, Bewässerung und Brauchwassernutzung sowie die Wegeinstandsetzung und -pflege nach Starkregenereignissen.

 

Verankerung von Klimaschutz- und Klimawandelanpassungszielen in der Landes- und Regionalplanung

Mit dieser Maßnahme sollen die Ziele von Klimaschutz und Klimawandelanpassung in der Landes-und Regionalplanung verankert werden. Dies gilt z. B. aktuell auch für die Neuaufstellung der Regionalpläne in den drei hessischen Planungsregionen.

 

Nachhaltige Flächenentwicklung

Das Land Hessen strebt an, die Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen landesweit auf 2,5 Hektar/Tag zu reduzieren. Um dies zu erreichen, enthält der Landesentwicklungsplan ein Bündel an Vorgaben, die von den Trägern der Regionalplanung bei der Neuaufstellung der Regionalpläne sowie den Kommunen im Rahmen der Bauleitplanung zu beachten sind. Zur Förderung der Innenentwicklung sollen die Kommunen künftig durch ein vom Land zur Verfügung gestelltes digitales Potenzialflächenkataster unterstützt werden.

 

Verkehrsreduzierende Stadt- und Regionalplanung

Verkehrsreduzierende Stadt- und Regionalplanung wird im Landesentwicklungsplan adressiert. Dieser enthält z. B. Vorgaben zur Reduzierung des Flächenverbrauchs und zur Konzentration der Siedlungsentwicklung auf zentrale Orte oder Haltepunkte des öffentlichen Verkehrs. Das Wirtschaftsministerium startete im Oktober 2019 die Initiative „Großer Frankfurter Bogen“, mit der verstärkt Wohnbauland mobilisiert werden soll, das mit der Bahn vom Frankfurter Hauptbahnhof aus gut erreichbar ist. Ziel des Förderprogramms für Partnerkommunen ist die Schaffung von mehr bezahlbaren Wohnungen in lebenswerten Quartieren mit nachhaltiger Infrastruktur.

 

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